BÜNDNISGRÜNE zum Hitzeaktionstag: Hitzeschutz und Klimaanpassung ins Zentrum des Handelns der Landesregierung rücken 

Auf dem Willy-Brandt-Platz in Erfurt zeigten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen zum Hitzeaktionstag unter dem Motto „Kühl für alle – Grün für alle“ wie solch ein Platz an den Hitzeschutz angepasst aussehen kann.  

Gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Heidi Sinning (HeatResilientCity-Projekt), Kathleen Lützkendorf (Dezernentin für u.a. Gesundheit und Klima, Stadt Jena) und Luis Schäfer (Landessprecher BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Thüringen) wurde die Dringlichkeit für mehr Hitzeschutz in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern deutlich. 

Luis Schäfer, Landessprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen, fordert die Priorisierung in der Landespolitik: „Thüringen zählt zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen Deutschlands, deswegen gilt es im Bereich der Klimaanpassung zu handeln. Nur dann bleibt Thüringen für Alt und Jung lebenswert. 

Unser Bundesland braucht einen Thüringer Hitzeschutz-Masterplan – also eine Landesstrategie zur Anpassung an die auf unsere Städte und Gemeinden zurollenden und sich verstärkenden Hitzewellen der nächsten Jahre. Wir haben in der letzten Landesregierung bereits die Kommunale Hitzeschutz-Toolbox als Maßnahmenkatalog für die Kommunen auf den Weg gebracht. Dafür braucht es jetzt eine Gesamtstrategie des Landes, die in den einzelnen Landkreisen und Gemeinden in konkreten Strategien vor Ort aufgeht. Hierbei sind auf Grundlage gesammelter und noch zu erhebender Daten Risikoanalysen zu erstellen, Handlungsbereiche und Ziele zu definieren und ggf. auch die Kommunale Hitzeschutz-Toolbox als Maßnahmenkatalog zu aktualisieren. Daneben ist es notwendig, den Kommunen genug Geld für Klimaanpassung zur Verfügung zu stellen.  Im Jahr 2024 ist der Klimapakt ausgelaufen und die Priorität der Landesregierung, insbesondere des Umweltministeriums muss auf der Fortführung mit mindestens 50 Mio. Euro liegen.  

Die Landesregierung muss den Klimapakt als wichtige finanzielle Unterstützung der Kommunen zur Klimaanpassung begreifen, langfristig garantieren und entsprechend finanziell untersetzen. Für mehr Bäume, Trinkbrunnen und Schattenplätzen in unseren Kommunen. Das wollen wir als BÜNDNISGRÜNE in diesem Sommer aufzeigen und in mehreren Regionen beweisen: Hitzeschutz sichert und steigert die Lebensqualität in Thüringen.“ 

Wie Hitzeschutz erfolgreich in den Kommunen umgesetzt werden kann, erläutert Kathleen Lützkendorf, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima bei der Stadt Jena: „Jena ist bereits heute die wärmste Stadt Thüringens und der Klimawandel wird diese Entwicklung weiter verstärken. Wir haben in Jena zuletzt den Hitzeaktionsplan im Stadtrat als einen wichtigen Schritt verabschiedet, um unsere Stadt widerstandsfähiger zu machen und die Lebensqualität langfristig zu sichern. Der Plan mit umfassenden Maßnahmen, darunter die Ausweitung von Stadtgrün, Verschattungsmaßnahmen, Informationskampagnen und öffentliche Trinkwasserangebote. So steigern wir das Verständnis der Menschen vor Ort, die Lebensqualität in der Stadt und setzen kommunalen Hitzeschutz mit Plan und sozial gerecht um.“ 

Aus Fachsicht unterstreicht Heidi Sinning, Professorin an der FH Erfurt und Leiterin des ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation: „Thüringen wird durch den Klimawandel wärmer. Das betrifft vor allem die Städte. Aber aus Sicht der Wissenschaft stehen Strategien und Maßnahmen zur Verfügung. Dazu zählt insbesondere die Begrünung der Städte. Jeder Quadratmeter Grün, jeder zusätzliche Baum statt Asphalt oder Pflaster erlaubt, dass Wasser versickern und verdunsten kann. Bäume sind Schattenspender und schaffen kühle Orte. Hitze ist außerdem ein Thema für das Wohnen. Hier sind bauliche Maßnahmen möglich, damit Wohnungen im Sommer kühl bleiben, auch ohne Klimaanlage. Im Geschosswohnungsbau helfen kühle Räume, die für alle nutzbar sind. Die Maßnahmen gibt es also, nötig ist jetzt die konsequente Umsetzung. Das ISP und die Stadt Erfurt haben mit dem Forschungsprojekt HeatResilientCity gezeigt, wie eine hitzeresiliente Stadtentwicklung aussehen kann. Am Leipziger Platz in Erfurt hat die Bevölkerung Vorschläge gemacht, wie der Platz an Hitze angepasst werden kann. Die Stadt hat mitgeholfen, die Ergebnisse in einer Testphase auszuprobieren. Die Resonanz war sehr positiv. Das Forschungsprojekt hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Gemeinsam mit den Verbundpartnern aus Dresden hat es den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 erhalten.“ 

Nach dem Auftakt in Erfurt folgen weitere Aktionen in Städten und Gemeinden Thüringens. Ziel ist es, Debatten vor Ort mit der Bevölkerung anzustoßen, gute Beispiele sichtbar zu machen und konkrete Schritte vor Ort zu fordern und zu fördern. Für klimaresiliente, lebenswerte Städte.

Hintergrundinformationen:

Stark versiegelte, dicht bebaute Stadtviertel können sich während Hitzewellen um bis zu 10 °C stärker aufheizen als das Umland – ein Effekt, der als „Wärmeinsel“ bekannt ist. Laut Robert Koch-Institut starben 2023 über 3.100 Menschen in Deutschland an den Folgen von Hitze, besonders betroffen sind ältere, chronisch kranke und alleinlebende Personen.

Das Umweltbundesamt erwartet durch den Klimawandel eine Zunahme heißer Tage – in manchen Regionen könnte sich deren Zahl bis 2050 verdoppeln. Zwischen 1961–1990 gab es im Schnitt 4,2 Hitzetage pro Jahr, von 1991–2010 bereits 8,9 – Tendenz steigend.

Gleichzeitig altert die Bevölkerung: Bis 2030 ist jede zehnte Person in Thüringen über 80 Jahre alt. Auch die fortschreitende Urbanisierung erhöht den Bedarf an Vorsorge und Aufklärung.

Hitze betrifft nicht nur die Gesundheit, sondern auch das soziale Leben, die Infrastruktur und das Stadtklima. Städte brauchen daher mehr Ressourcen für gezielte Maßnahmen und Anpassungen.

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Presse/imported/downloads/xcms_bst_dms_34877_34878_2.pdf
https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html?nn=480164#buehneTop
https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/grundlagen-des-klimawandels
https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/12682/EB-19-2025_10-25646-13135.pdf

Kommunale Hitzeschutz-Toolbox:

https://umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/hitzeschutz-vor-ort-thueringens-gemeinden-und-staedte-besser-auf-hitzewellen-vorbereiten

HeatResilientCity:

https://heatresilientcity.de/projekt/projektbeschreibung/index.htm

Jenaer Hitzeaktionsplan:https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/jena/hitze-aktions-plan-100.html