Zwischen Simson und Vita-Cola – Ostalgie vs. „der andere Osten“?
Mittlerweile sind 35 Jahre seit der Wiedervereinigung vergangen. Die letzten Igel, die sie vielleicht noch als Kleinkind mitbekommen haben, sind schon längst über die Bioklippe gegangen und die erste Generation der Westimporte in Führungspositionen ist auch zum Großteil in der Rente. Bei Jahrestagen wird sich stolz auf die Schulter geklopft: “Die blühenden Landschaften sieht man in Oktober und November halt nicht so gut.” Kann einem auch niemand widersprechen, wenn man einfach keine Ossis zur Einheitsfeier einlädt, aber Hauptsache Jörg Pilawa ist mit auf dem Foto. Mit der Schnellfahrstrecke kommt man dann auch schnell durch den Osten zurück nach Berlin und muss sich mit der Realität vor Ort nicht mehr auseinandersetzen.
Aber wenn man sich nicht gerade gegenseitig Blumensträuße auf Festakten hin und her reicht, sieht das Bild gar nicht mal so rosig aus. 35 Jahre Wiedervereinigung sind auch 35 Jahre Strukturwandel, sind Treuhand und Ausverkauf Ost, sind Abwanderung aus Perspektivlosigkeit, weil eine gerechte Transformation sich im Neoliberalismus nicht rechnet. 35 Jahre später gibt es weiter große Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, werden die Eliten in Politik und Wirtschaft weiterhin vom Westen gestellt und die Miete geht an den Wessi-Vermieter.
Bevor wir das erste mal Gerechtigkeit gesehen haben, bekommen wir schon die nächste Staffel der Baseballschlägerjahre reingedrückt und statt Demokratieprojekte, Jugendarbeit und die aktive Zivilgesellschaft dagegen auszustatten, wird überall der Rotstift angesetzt.
Die (reiche Wessi-Partei) AfD will diese Lücke nutzen und den Osten für sich reklamieren. Sie spielt mit Identität, nutzt Enttäuschungen aus und fantasiert von Zeiten, die (egal ob im Osten oder im Westen) in der Realität nie besser waren.
Alle weitere Informationen und die Anmeldung findest du hier:
https://gj-thueringen.de/25lmv3/