Unterricht in Ethik, Religion, Weltanschauung? 14. Juni 201818. Mai 2021 Am 13. Juni 2018 fand eine von der LAG Säkularisierung organisierte Diskussion über „INTEGRIEREN STATT SEPARIEREN. Ein neues Integrationsfach ‚Philosophie und Religionen‘ für alle“ in Erfurt statt. Neben den beiden Referent*innen Sabine am Orde (Journalistin der taz) und Prof. Nikolaus Knoepfler (Leiter des Ethikzentrums der Friedrich-Schiller-Universität Jena) beteiligten sich auch Vertreter*innen der Katholischen Kirche und des Humanistischen Verbandes sowie zahlreiche Grüne engagiert an der Debatte. Es sprach an diesem Abend viel dafür, dass es auch in der Schule zeitweise gemeinsamen Unterricht von Kindern aus konfessionellem Religionsunterricht und aus dem Ethikunterricht heraus geben kann und sollte. Die Referent*innen Sabine am Orde und Prof. Nikolaus Knoepfler begründeten ihre Forderung nach diesem gemeinsamen Fach mit dem notwendigen Wissen, aus dem Verständnis für die Perspektive des jeweils anderen wachsen kann. Und dass es erst in der Begegnung (durchaus auch kontroverse) Auseinandersetzungen mit anderen Weltsichten geben kann. Aus ihrer Sicht und der Sicht vieler Mit-Diskutant*innen sollte Schule in Thüringen dem deutlich mehr Raum geben als bisher. Wobei es das punktuell in Thüringen in kleineren Kooperationsmodellen an einzelnen Schulen auch schon gibt. Können und sollten diese Modellprojekte ausgeweitet werden? Grundtenor der gesamten Diskussion war, dass die Spaltung innerhalb der Gesellschaft immer deutlicher wird und daher auch in der Auseinandersetzung mit Religionen und Weltanschauungen verstärkt das Verbindende gesucht werden sollte. Schule ist dabei ein wichtiger Faktor, wenn auch neben Elternhaus und Freundeskreis sicher nicht der Einzige. Die Berechtigung von bekenntnisorientiertem Religionsunterricht, in dem Menschen ihren Glauben auch authentisch vorleben, wurde an diesem Abend nicht in Frage gestellt. Dass gerade in Thüringen viele Kinder und Jugendliche ohne religiöse Wurzeln sich bewusst für den Religionsunterricht entscheiden, ist ein bemerkenswertes Anzeichen dafür, dass dieses Fach für die Suche nach Sinn und Werten in unserer pluralen Demokratie wichtig ist. Auch der Thüringer Ethikunterricht vermittelt bisher schon religionskundliches Wissen. Hier fehlt dafür die Begegnung mit Menschen, die ihr Handeln aus einem klar religiös definierten Standpunkt heraus ableiten. Ob daher eine strikte Trennung von Kindern und Jugendlichen in jeweils die eine oder andere Gruppe zur inhaltlichen Auseinandersetzung der beste Weg ist, war erkennbar strittig. Welche besseren Modelle gibt es und sollte diese Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fächern verbindlich verpflichtend werden? Wenn ja, wann ist dafür in Schulen ein guter Zeitpunkt? Diese Fragen müssen sicher weiter diskutiert werden. Nur angerissen wurde an diesem Abend die wichtige Frage nach Religionsunterricht und Wissensvermittlung für Kinder mit muslimischem Hintergrund. Doch gerade da – das wurde aus dem Bericht einer Muslima deutlich – gibt es auch in Thüringen Handlungsbedarf und noch keine stimmigen Konzepte. Auch an diesem Thema müssen wir aus grüner Perspektive dran bleiben.