Jeder Tag zählt!

Gesundheitspolitische Positionen der LAG Gesundheit und Soziales zur Bekämpfung der Covid 19-Pandemie

Die weiterhin hohe Anzahl der Übertragungen von Covid 19 zeigt: Wir sind noch mitten in der zweiten Welle. Selbst die leichte Verbesserung der Inzidenzwerte ist kein Grund zum Aufatmen, die neu auftretenden Mutanten sind potenter, verbreiten sich schneller.

Die Covid-Erkrankung führt bei Menschen in allen Altersgruppen zu schweren Atemwegsinfektionen und hat eine hohe Krankheitslast. Auch in Deutschland droht ein Kontrollverlust.

Babett Pfefferlein: „Bei allen Anstrengungen: die Impfung wird erst Ende diesen Jahres helfen und wir brauchen jetzt Strategien, mit denen wir das Jahr überstehen können. Eigentlich ist klar: die Fallzahlen müssen so schnell wie möglich runter, unser Ziel muss die vollständige Kontrolle über das Virus sein.“

Kathleen Lützkendorf: „Wir brauchen eine hohe Akzeptanz für das Impfen. Dafür brauchen wir kurze und funktionierende Informationswege zur Aufklärung und Beratung. Wir setzen uns für transparente, vernünftige, niedrigschwellige und sich oft wiederholende Informationszugänge für alle Bevölkerungsgruppen ein. Und das auch in Leichter Sprache, in Gebärdensprache und Braille-Schrift.“

Wir brauchen eine zumindest mittelfristige Strategie zur Vermeidung von Infektionen durch das Covid-Virus und seiner Mutanten für die Phase zwischen Verfügbarkeit und Verimpfung der Impfstoffe bis zum Erreichen einer adäquaten Impfquote.

Konkret schlagen wir vor:

1. Testen, Testen, Testen. Thüringen braucht eine Schnellteststrategie für alle wichtigen und besonders gefährdeten Einrichtungen (und zwar für das gesamte Personal und die Besucher*innen von Pflegeeinrichtungen, Bildungseinrichtungen, Krankenhäusern). Dafür müssen genügend Mittel für die Tests und das entsprechend geschulte Personal zur Verfügung stehen, um eine Überlastung des ohnehin stark beanspruchten Personals durch diese Teststrategien zu vermeiden.

2. Die Erreichbarkeit der Testzentren für Verdachtsfälle verbessern: Aufbau eines dichteren Netzes, Ausweitung beziehungsweise Verlegung der Öffnungszeiten, Anbindung an den ÖPNV und die Bereitstellung von kostenneutralen Transportmöglichkeiten. Durch diese Maßnahmen sollte niemand mehr den Anruf bei Ärzt*innen beziehungsweise Gesundheitsamt unterlassen und allen Patient*innen mit Symptomen der Zugang zur PCR-Tests erleichtert werden.

3. Ausbau und Verstärkung der mobilen Impfteams für Thüringen – um auch die Menschen und ihre Angehörigen schnellstmöglich impfen zu können, die zu Hause leben beziehungsweise gepflegt werden. Den Transport der Menschen durch kostenneutrale Angebote sicherstellen, die nicht selbst oder mit dem ÖPNV die zentralen Impfstellen erreichen können.

4. Impfaufklärung und Terminvergabe durch eine gut erreichbare und verlässliche Telefon- und Internet-Hotline, die auch Menschen zu Fragen des Impfens aufklären kann, um Anmeldehürden und Unsicherheiten auszuräumen. Dazu müssen zielgruppenspezifische Aufklärungskampagnen entwickelt werden. Wir fordern, dass alle Thüringer*innen schnellstmöglich über alle das Impfen betreffenden Modalitäten per Brief informiert werden.

5. Die langfristige personelle und digitale Aufstockung der Gesundheitsämter, um das Contact Tracing (Rückverfolgung von Kontaktketten) als erfolgreiche Strategie zur Bekämpfung der regionalen Ausbrüche zu garantieren. Schnellstmögliche, landesweite und einheitliche Einführung von SORMAS in den Gesundheitsämtern.

6. Die schnellstmögliche Ermöglichung von Impfungen durch Vertrags- und Hausärzt*innen und in Apotheken (sobald der entsprechende Impfstoff verfügbar ist und die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind).

Noch einmal:

Unser aller Ziel muss die vollständige Kontrolle des Virus sein.

Das aber erreichen wir nur gemeinsam, die Bewältigung der Krise kann nicht nur Regierungsangelegenheit sein – da müssen wir alle mithelfen.

Wir appellieren an die Landes- und die Bundesregierung: Wir brauchen einheitliche Maßnahmenbündel, denn es gibt nicht die eine Maßnahme, die zum Ziel führt. Und es gibt nicht heute diese und morgen jene Maßnahme, die zum Ziel führt. Deshalb brauchen wir endlich eine Einheitlichkeit des Vorgehens, um die Akzeptanz der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht völlig zu verspielen.