Hauptrisikogruppe Baum

Bäume existieren seit 300 Millionen Jahren, sie balancieren ebenso das Gesamtklima auf der Erde aus, wie sie das Mikroklima positiv beeinflussen. Ein Baum speichert CO2 und Wasser und hilft den Grundwasserspiegel zu regulieren. Bäume sind Anlass für unzählige Gedichte und renommierte Ökonomen betrachten den Wald als Vorbild für gelungene Kreislaufwirtschaft. Als nachwachsender Baustoff erleben sie eine Renaissance und im Kampf gegen die Klimakrise spielen sie eine überragende Rolle. Doch die aktuelle Situation der Bäume ist mehr als besorgniserregend.

Heute ist der Tag des Baumes

Immer mehr Bäume sind krank. In Deutschland spüren wir seit Jahren das viel zu regenarme Wetter, die Forstbesitzer*innen befürchten einen weiteren Dürresommer. Der ökologische Schaden ist längst zu einem ökonomischen Schaden geworden. Gleichzeitig rächt sich die jahrzehntelange einseitige marktwirtschaftliche Betrachtung des Waldes. Wieder einmal zeigt sich, dass die einseitige Ausbeutung unserer natürlichen Umwelt dauerhaft zur Krise führt. Der Borkenkäfer befällt Fichten, Kiefern und Lärchen, das Eschentriebsterben wird durch einen Pilz verursacht, genauso wie die Rindenrußkrankheit beim Ahorn. Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der sich im vergangenen Jahr massenhaft vermehrt hat. Die Buchen sterben als Flachwurzler schlicht an einer Embolie aufgrund der Trockenheit. Dabei kommt Luft in die Leitbahnen und die Buche vertrocknet. Die Miniermotte befällt geschwächte Kastanien, was vor allem in Städten ein Problem ist. Fast jeder Baum hat somit neben dem Klimawandel noch ein Problem. „Erst wenn wir begreifen, dass wir der Natur ihre Ressourcen immer wieder zuführen müssen, können wir solchen Krisen, die immer häufiger auftreten, vermeiden“, ist sich der unser Landessprecher Bernhard Stengele sicher.

Kranker Baum, kranker Wald: Was nun?

Die geplante, sogenannte aviotechnische Pestizidausbringung (Mimic) gegen den Eichenschwammspinner macht deutlich, in welch schwieriger Lage wir sind. Solche Maßnahmen, die bei einem gesunden Wald nicht nötig wären, schaffen zwar kurzfristig Abhilfe, sind aber im Grunde keine probaten Mittel, da sie zu unerwünschten Kollateralschäden führen. Analog zur Corona-Situation könnte man sagen, dass die meisten Bäume zur Hochrisikogruppe gehören, weil ihr Immunsystem angeschlagen ist. „Wir müssen alles tun, um das Überleben der Bäume und Wälder zu sichern, um ökologische und ökonomische Schäden in Grenzen zu halten. Dafür gibt es in Thüringen einen guten Ansatz: den Aktionsplan Wald. Dabei darf aber nicht mehr Gift zum Einsatz kommen als nötig – und nur dann, wenn es keine andere Lösung gibt. Wir begrüßen den Einsatz von NABU und BUND, um das sicherzustellen“, sagt unsere Landessprecherin Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt.

Und Bernhard Stengele ergänzt, das oberste Ziel müsse sein, „dass der Wald wieder genügend Immunkräfte entwickelt, um mit den Schädlingen selbst fertig zu werden. Dazu gehört, dass wir die Auswirkungen der Erderwärmung miteinrechnen im Auf- und Ausbau der Waldflächen. Ob der Wald gesunden kann, hängt ganz entscheidend von der Entschiedenheit und Wirksamkeit der Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase ab. Deshalb muss jede Maßnahme daraufhin überprüft werden. Ein Zurück zum Prinzip Hauptsache Wachstum kann es nicht geben.“


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