Ist Afghanistan sicher genug, um Menschen dorthin abzuschieben? Wieso besteht eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, während Deutschland Afghanen in dieses „sichere Herkunftsland“ abschiebt? Anschauungsmaterial zum Thema lieferte der Fotovortrag von Erik Marquardt am 27. März 2017 im Paradiescafe in Jena.
Der Fotograf, Fotojournalist und grüne Politiker Erik Marquardt war zuletzt Anfang 2017 in Afghanistan. Nach einleitenden Worten des Landessprechers von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Rainer Wernicke, begann Erik Marquardt seinen Vortrag mit eindrucksvollen Bildern von seinen mehrfachen Reisen an die Fluchtouten über das Mittelmeer und den Balkan. Er zeigte Bilder aus Flüchtlingscamps und von der lebensbedrohlichen Überfahrt in überladenen Booten. Beeindruckende Bilder folgten aus Afghanistan, mit denen er die Sicherheitslage und die Situation der Geflüchteten dokumentiert. Ein Leben in Afghanistan ist ein Leben in Unsicherheit, begleitet von der ständigen Angst, Opfer von Anschlägen zu werden. Das Militäraufgebot ist sehr hoch, von Überlandfahrten wird dringend abgeraten, sodass Erik Marquardt die Reisen innerhalb des Landes mit dem Hubschrauber zurücklegen musste.
Afghanistan befindet sich nicht nur seit Jahrzehnten im Kriegszustand – auch Armut, Drogen und Hunger sind große Probleme für die Bevölkerung. Die zahlreichen Minderheiten werden teilweise von den Taliban vertrieben und befinden sich so auf der Flucht innerhalb des eigenen Landes. Die vielen Geflüchteten, mit denen Afghanistan zu kämpfen hat, kann das Land nicht versorgen.
In der Diskussionsrunde nach dem Vortrag kritisierte Erik Marquardt die aktuelle Politik. Eine Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen zu treffen sei wenig sinnvoll, denn wenn Menschen sterben, wenn Eltern ihre Kinder verlieren, dann sei es für sie nicht relevant, ob das Kind von den Taliban erschossen wurde oder verhungert ist. Dass viele Menschen sterben, gehört in Afghanistan zum Alltag. Von einem sicheren Land zu sprechen ist mehr als zweifelhaft.
Organisiert wurde diese gut besuchte Veranstaltung vom Landesverband zusammen mit der Grünen Jugend Jena und dem Kreisverband Jena.
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