„Hauptsache gesund“ ist nicht irgendein Spruch

Gedanken zum Weltgesundheitstag 2020.

Nicht erst die Corona-Krise hat gezeigt: In unserem Gesundheitssystem läuft vieles falsch. An medizinischem Personal, der wichtigsten Stütze unseres Gesundheitssystems, wurde über Jahre gespart. Heute sind Pfleger*innen und Ärzt*innen überlastet, es fehlen Tausende Stellen. Auch in der Gesundheitsförderung gibt es noch viel zu tun. Ein Resümee des Gesundheitssystems rückt am Weltgesundheitstag gern in den Fokus – in diesem Jahr allerdings auf besondere Weise.

Falsche Grundlage: Profit geht vor

Durch Prämiensystem und eine fallbasierte Abrechnung setzt unser Gesundheitswesen zu stark auf die Behandlung statt auch auf die Verhütung von Krankheiten. Um flächendeckend eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten, braucht es neue Formen der Zusammenarbeit und ein dichtes Netz an medizinischen Einrichtungen – auch auf dem Land und in kleineren Städten. Krankenhäuser gehören meist privaten Firmen und müssen deswegen zwangsläufig Gewinn abwerfen. Aber mit der Gesundheit von Menschen sollte kein Profit gemacht werden! Bei der Gesundheitsversorgung müssen die Bedürfnisse der kranken Menschen im Mittelpunkt stehen – nicht die Gewinnmaximierung. Wir müssen daher in einen gesellschaftlichen und politischen Diskurs darüber kommen, wie wir unsere Gesundheitsversorgung und ihre Einrichtungen stärker am Gemeinwohl statt am Profit orientieren können. Dazu gehört auch die Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin und die Einführung einer Bürger*innenversicherung, damit alle Menschen unabhängig vom Einkommen medizinisch gut versorgt sind – solidarisch und gerecht finanziert.

Weltgesundheitstag – auch global verstehen

Am Weltgesundheitstag findet auch der Wortteil „Welt“ eine besondere Beachtung. Generell machen Gesundheitsfragen nicht an Grenzen halt, auch weil Viren und Bakterien bekanntermaßen keine Nationalitäten kennen. Darum kann nur ein ganzheitlicher Ansatz richtig sein: von lokalen über länderübergreifenden bis hin zu transnationalen Kooperationen. In der aktuellen Lage zeigt sich dies beispielsweise in der internationalen Hilfe bei der Behandlung von Corona-Patienten wie bei der Aufnahme italienischer Notfälle in Nordhausen einerseits, sowie im inhaltlichen Austausch und der gegenseitigen personellen Unterstützung wie der Einsatz eines Jenaer Ärzteteams in der Lombardei andererseits. Denn wie bei vielen Problemen, die mehrere, viele oder vielleicht sogar alle Staaten betreffen, gilt auch im Gesundheitswesen: Nur gemeinsam sind wir stark. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Zusammenarbeit über kommunale und Landesgrenzen hinaus ausgebaut wird – unabhängig von der aktuellen Pandemie-Sondersituation.