Hilfskonvoi in die Ukraine: Vom Alltag im Krieg

Gut 1000 Kilometer von Altenburg über Polen nach Lviv in die Ukraine – diese Strecke haben unser Landessprecher Bernhard Stengele und Torsten Grieger aus dem grünen Kreisverband Altenburg inzwischen über zehn mal hinter sich gebracht, um humanitäre Hilfsgüter der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg in die Ukraine zu bringen. Auf ihrem letzten Hilfstransport wurden sie begleitet von unserem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Heiko Knopf, der im folgenden Beitrag seine Eindrücke schildert:

Ein Beitrag von Heiko Knopf

Gemeinsam mit Bernhard Stengele (Landessprecher BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen) und Torsten Grieger (Vorstandsmitglied BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Altenburg) bin ich im Namen der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg mit einem Transporter, beladen mit über einer Tonne Hilfsgütern für das Sheptytsky Hospital, nach Lviv aufgebrochen. Wir fuhren, um ganz praktisch zu helfen und um unserer Ohnmacht im Angesicht des Mordens, der Unmenschlichkeit dieses Angriffs auf die Menschen in der Ukraine zu widerstehen. Die zwölf Stunden Autofahrt von Leipzig über Nacht bis zur polnisch-ukrainischen Grenze waren von Unruhe geprägt, von Gespanntheit ob der Situation vor Ort.

Die Gespräche mit den Mitarbeitenden des Krankenhauses und dem Klinikleiter Dr. Andriy Lohin waren bewegend. “Stell dir vor, ein Nachbarland kommt in dein Land, verbietet dir, deine eigene Sprache in deinem Land zu sprechen, es tötet Zivilisten wie in Butscha. Stell dir vor, unbeteiligte Dritte sagen daraufhin, ihr müsst einfach miteinander reden und dann findet ihr zum Frieden. Wir wollen Frieden, aber wir wollen auch die Ukraine”, sagte Andriy zu mir. Uns war beiden klar, dass so etwas eigentlich unvorstellbar ist – und dennoch ist es genau das, was in der Ukraine gegenwärtig passiert.

In Lviv erlebte ich den Widerspruch einer absurden Gleichzeitigkeit, in der das Land seit dem Angriff steckt: Die Überschneidung von Alltag und Krieg.

Die künstlerischen Wahrzeichen der Stadt sind zum Schutz vor Bombenangriffen in Folie gepackt und die Kellerfenster mit Sandsäcken verbarrikadiert. Gleichzeitig sind die Straßencafés lebendig. Die Menschen wollen sich nicht von einem Autokraten zum Stillstand zwingen lassen, sondern erfüllen die Stadt mit Mut und Stärke, indem sie weiterhin mit ihren Freund*innen in Kneipen, zur Arbeit und auf die Straße gehen. Straßensperren gehören ebenso zum Alltag wie das Wissen um den Luftschutzbunker im Keller beim abendlichen Theaterbesuch. Die Vorsitzende der ukrainischen Grünen, Tetiana Bodun, betonte bei unserem gemeinsamen Essen, wie dankbar sie dafür ist, in dieser Krise zu merken, sich auf solidarische Partnerschaften verlassen zu können – mit Deutschland und Europa. Das Schaffen und Aufrechterhalten solcher politischen und gesellschaftlichen Bündnisse ist in der aktuellen Situation für die Menschen in der Ukraine unglaublich stärkend und kraftspendend. Ein selten euphorischer Moment, als wir gemeinsam vor der Nationaloper Grüne Parteibanner in die Kamera halten.

Mich hat diese Reise noch einmal mehr mit Respekt erfüllt für die Standhaftigkeit der Menschen in der Ukraine. Und es ist so wichtig, dass unsere Unterstützung nicht nachlässt. Jede Hilfe ist willkommen – egal ob durch Sach- oder Geldspenden, den Austausch mit den Menschen vor Ort und den Geflüchteten in Deutschland oder durch das Sichtbarmachen der Situation.

#SlavaUkraini