Albert Schweitzer und der Weltbauerntag

Am 1. Juni ist Gedenktag für Albert Schweitzer. Der Arzt und Gründer des Urwaldkrankenhauses in Gabun „entwickelte“ aufgrund seiner Erfahrung in zwei Weltkriegen seine Philosophie: Ehrfurcht vor dem Leben. Aus seinem theologischen Kontext heraus nannte er sie die ins Universelle entwickelte Idee der Nächstenliebe. Sie umfasst nach seinem Verständnis nicht nur Kranke, Kinder, sozial Benachteiligte, sondern geht über die gesamte Menschheit hinaus bis tief in die Tierwelt – bis hin zu Bakterien und Viren. Selbst der Pflanzenwelt, schlussendlich jeder Lebensform forderte er, diese Ehrfurcht entgegenzubringen. Das bestimmte sein soziales und auch sein politisches Handeln. Es bestimmte sein entschiedenes Eintreten gegen die Atombombe, gegen jede Form von Rassismus, sein Einsatz für Tierrechte und den pfleglichen, verantwortungsvollen Umgang mit Biodiversität und Pflanzenwelt. Und es brachte ihm den Friedennobelpreis wie die Anerkennung in beiden Blöcken der damaligen Welt, aber auch eine bis heute nachhallende Rufmordkampagne durch den US-amerikanischen Geheimdienst.

Bereits in den frühen Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts hat Albert Schweitzer erkannt, dass der Mensch auf dem Weg ist, seine Lebensgrundlagen zu zerstören. Die willkürliche und brutale Ausbeutung aller Lebensformen auf dieser Erde sah er früh als die größte Gefahr für den Fortbestand des Gleichgewichts auf dem Planeten. Die Vorherrschaft der sogenannten Wohlstandsgesellschaft über weniger entwickelte Völker empfand er als barbarisch und ungerecht. Ebenso auch die milliardenfache Misshandlung von Tieren, die zu reinen Produkten degradiert wurden, sowie die einseitige Monokultur in der Landwirtschaft und die willkürliche Vergiftung und Ausrottung von ganzen Pflanzenfamilien.

Die Schweitzer’schen Gedanken und Ansätze kann man auf zwei weitere Themen übertragen, die ihren Aktionstag ebenfalls am 1. Juni begehen: die Landwirtschaft („Weltbauerntag“) und die Milchwirtschaft („Weltmilchtag“). Im Sinne Schweitzers, so fasst unser Landessprecher Bernhard Stengele zusammen, „brauchen wir einen konsequenten, sozial und wirtschaftsverträglichen Umbau von der ausbeuterischen und umweltzerstörerischen Produktion von tierischem Eiweiß hin zu einer Landwirtschaft des klugen und respektvollen Umgangs mit der Natur und ihren Geschöpfen.“

Wir Grüne fordern deswegen unter anderem

  • faire Milch- und Fleischpreise, die es den Landwirten, denen wir unsere Lebensmittel verdanken, ermöglicht diesen Umbau zu gestalten;
  • eine dezentrale Lebensmittelindustrie, die weltweite klimaneutrale, tierwohlorientierte, soziale Standards der Lebensmittelgewinnung einhält;
  • eine Abkehr der anthropozentrischen, ressourcenvernichtenden und müllerzeugenden Einbahnstraße der Energiezerstörung hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die dem Planeten die entnommenen Ressourcen wieder zuführt und die Biodiversität erhält.

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